Den ganzen Tag zu Hause mit den Kindern: eine echte Herausforderung – Sie müssen nicht perfekt sein!
*Dieser Artikel ist eines von vielen neuen Materialien für Eltern in Zeiten von COVID-19 - wir ergänzen sie weiterhin auf unserer Eltern-Website
Es klingt so simpel: "Bleibt zu Hause". Und es ist wichtig. Aber Familienleben auf engem Raum, Arbeit oder Jobsuche von zu Hause aus und die Begleitung der Kinder beim Distanzlernen unter einen Hut zu bekommen, ist eine echte Herausforderung! Wie geht man also am besten mit dieser Situation um - vor allem, wenn niemand weiß, wie lange sie andauern wird? Als Teil einer Reihe von COVID-19-Materialien, die wir derzeit entwickeln, gibt dieser Artikel einige praktische Tipps für Eltern, die Heimarbeit und Kinderbetreuung miteinander vereinbaren müssen. Aber viele der Ratschläge hier gelten unabhängig davon, ob Sie zu Hause einer Erwerbsarbeit nachgehen oder einfach Vollzeit mit dem Familienalltag beschäftigt sind.
Familienalltag und Routinen
Wenn Sie sich gerade in Quarantäne oder Isolation befinden oder vielleicht einfach nur Kontakte beschränken, sind Sie vielleicht den ganzen oder den größten Teil des Tages als Familie zusammen. Aber Sie müssen trotzdem Dinge erledigen, besonders wenn Sie versuchen, die Kinder zu Hause beim Lernen zu unterstützen. Ein Tagesplan kann also sehr hilfreich sein. Halten Sie sich an Ihre üblichen Aufsteh-, Essens- und Schlafenszeiten, damit der Tag für alle eine Struktur hat. Planen Sie die Zeiten für die Schularbeiten der Kinder, Spiel- und Entspannungszeiten in Kombination mit Ihren eigenen Aufgaben von zu Hause aus ein. Wenn Sie kleine Kinder haben, teilen Sie sich wenn möglich die Betreuung unter den Erwachsenen im Haushalt auf und treffen Sie hierfür klare Absprachen. Wenn Sie Teenager haben, helfen Sie ihnen, einen eigenen Plan zu erstellen, um die Schularbeiten und Hausaufgaben zu erledigen, und fragen Sie, wie Sie ihnen helfen können, eine gute Balance aus Lernen und Freizeit zu finden.
Gemeinsamkeit und Hausarbeit
Auch wenn Arbeit und schulische Aktivitäten wichtig sind, hat das Wohlbefinden Ihrer Familie im Moment Priorität. Finden Sie möglichst häufig kurze Gelegenheiten, um gemeinsam Spaß zu haben. Durchstöbern Sie die Spielzeugkiste oder den Schrank nach Spielen, Bastelmaterialien oder Puzzles, die Sie schon lange nicht mehr gemacht haben. Planen Sie tägliche Bewegung ein: im Garten, im Wohnzimmer oder im Flur, mit einem Familienspaziergang oder einer Fahrradtour, oder indem Sie ein lustiges Musik-/Tanzvideo drehen, das Sie mit der Familie oder Freunden teilen. Wenn Pendeln und andere Verpflichtungen es vor der Pandemie erschwert haben, gemeinsam zu Abend zu essen, ist dies die Chance, wieder Freude am gemeinsamen Kochen und Essen zu finden. Denken Sie auch daran, einige der Routineaufgaben im Haushalt zu teilen! Machen Sie aus dem Aufräumen ein Spiel, schaffen Sie ein gemeinsames Erfolgserlebnis, indem Sie gemeinsam im Garten arbeiten oder Schränke ausmisten. Kinder können durch diese Art von Aktivitäten auch lernen, zusammenzuarbeiten und Verantwortung zu teilen.
Aus guten und aus schwierigen Momenten lernen
Wie wir alle regelmäßig erleben, ist nicht jeder Tag ein guter Tag. Viele Familien haben bereits einige schwierige Zeiten erlebt, und in der aktuellen Situation die Nerven zu bewahren, kann eine Herausforderung sein. Unabhängig davon, wie der Tag für Sie und Ihre Familie verlaufen ist, nehmen Sie sich jeden Abend einen Moment Zeit, um zurückzublicken und sich daran zu erinnern, was gut gelaufen ist und wie Sie das geschafft haben. Wo es Schwierigkeiten gab, überlegen Sie, wie Sie morgen anders mit den Dingen umgehen werden. Wahrscheinlich werden Sie feststellen, dass viel mehr geklappt hat, als Sie erwartet haben. Die Hauptsache ist, dass Sie sich daran erinnern, dass jeder Tag eine neue Chance zum Lernen und Ausprobieren ist.
Reflektieren und Planen
Das Reflektieren über die guten und schwierigen Momente hilft Ihnen zu sehen, was für Sie und Ihre Familie am besten funktioniert, und die Dinge entsprechend anzupassen. Wenn Ihre Kinder z.B. wirklich viel Aufmerksamkeit brauchen und Sie Schwierigkeiten haben, etwas zu erledigen, versuchen Sie, Ihre Arbeitszeit anzupassen (z.B. indem Sie früher aufstehen oder abends arbeiten, wenn die Kinder im Bett sind). Vielleicht stellen Sie auch fest, dass es bestimmte Zeiten oder Situationen gibt, in denen Kinder sich eher daneben benehmen oder sich aufregen, z.B. wenn sie hungrig, müde oder gelangweilt sind oder zwischen verschiedenen Aktivitäten wechseln. Wenn dies der Fall ist, versuchen Sie, sich mit einem positiven Aktionsplan vorzubereiten (die Teilnahme an einem Triple P-Programm wie Triple P Online kann hier mit Details helfen).
Was hilft Ihnen, den Kopf oben zu behalten?
Sich um sich selbst zu kümmern, mag aktuell erst einmal nebensächlich erscheinen, aber das ist es nicht! Zeit zu finden, um Kraft zu schöpfen, kann einen großen Unterschied für Sie und Ihre Familie machen. Selbst kurze Momente der Entspannung können helfen, z.B. indem Sie sich setzen und mehrmals tief durchatmen oder kurz an die frische Luft gehen, wenn Sie können. Ein paar Minuten Bewegung ganz allein können Ihre Stimmung heben – vielleicht finden Sie online ein Programm, das Ihnen Spaß macht? Ziehen Sie mit Ihrem/r Partner/in an einem Strang und halten Sie Ihr Netzwerk aus Freunden und Familie lebendig, auch virtuell. So bleiben Sie eingebunden und unterstützt und können konkrete Erfahrungen und Tipps mit nahestehenden Personen austauschen.
Und denken Sie daran: Niemand ist perfekt, weder Kinder noch Eltern. Halten Sie also Ihre Erwartungen realistisch. Nichts an der aktuellen Situation ist "normal", und auch wenn das Leben eines Tages zur Normalität zurückkehren wird, ist es in Ordnung, wenn sich gerade manchmal alles zu viel anfühlt. Das Wichtigste ist, dass Sie sich selbst und Ihre Kinder immer wieder daran erinnern, dass wir diese Krise bewältigen werden und bei all der Unsicherheit sogar daran wachsen können.