Wenn der Stress überhand nimmt: Eltern-Burnout vermeiden
Wenn Familien unter Stress stehen, vor allem wenn sich die Eltern nicht bewusst sind, wie sich ihre persönlichen Gefühle auf ihre Erziehung auswirken, kann es zu mehr Konflikten und Ärger kommen. Dies kann sich negativ auf die Kinder auswirken, was wiederum zu noch mehr Stress führen kann.
Dieses Phänomen ist nicht neu. Aber in jüngster Zeit haben Psycholog:innen begonnen, sich eingehender mit dem so genannten "Eltern-Burnout" zu befassen. Dieses Phänomen scheint zuzunehmen, insbesondere seit der Pandemie und vor allem in den westlichen Ländern (möglicherweise aufgrund der geringeren Unterstützung durch die Großfamilie).
Es gibt keine 'perfekten Eltern'
Perfektionistische Erziehung beschreibt den Versuch, Wunsch oder Druck, perfekte Eltern zu sein. Insbesondere wenn Eltern dabei häufig Zweifel und Selbstkritik empfinden, ist dies ein Risikofaktor für ein Eltern-Burnout, so eine kürzlich in der Zeitschrift Current Psychology veröffentlichte Studie.
Die gute Nachricht ist: Emotionale Kompetenz - die Fähigkeit, Emotionen, also Gefühle zu verstehen, auszudrücken und zu regulieren – wirkt der Gefahr entgegen, die von perfektionistischer Erziehung ausgeht. Tatsächlich verringert emotionale Kompetenz das Burnout-Risiko, wie die neuen Forschungsergebnisse zeigen.
Das ergibt Sinn und ist im Rahmen des Triple P - Positive Parenting Program® schon lange Thema. Der Versuch, "die perfekten Eltern" zu sein, ist eine bekannte "Erziehungsfalle", die in den Triple P-Programmen beschrieben wird. Realistische Erwartungen an sich selbst und an die Kinder zu haben, ist eines der fünf Grundprinzipien von Triple P.
Das Selbstregulationsmodell von Triple P hilft Eltern, einen Schritt zurückzutreten, zu reflektieren und mit ihren eigenen Gefühlen und denen ihrer Kinder in Kontakt zu kommen.
Auf dem Weg dorthin erlangen die Eltern die Fähigkeit, unabhängige Problemlöser zu werden, ihre eigenen Emotionen und ihr eigenes Verhalten (und die Emotionen und das Verhalten ihres Kindes) zu beobachten und nach Stärken und verbesserungswürdigen Bereichen zu suchen.
Die "Stresswaage" durch wichtige Kompetenzen ausgleichen
Wir können uns vorstellen, dass sich Stress auf der einen Seite einer Waage befindet und die Ressourcen zur Stressbewältigung auf der anderen Seite. Alle Eltern sind gestresst, und manche sogar sehr stark. Aber solange es auf der anderen Seite der Waage genügend Ressourcen gibt, die die Dinge ausgleichen, können die Menschen vermeiden, dass sie "ausbrennen".
Zu den "Ressourcen", die Menschen bei der Stressbewältigung helfen, gehören Dinge wie Wissen über positive Erziehung, Bewältigungs- und Entspannungsstrategien und die oben beschriebene "emotionale Kompetenz".
Niemand wird mit diesen Ressourcen geboren. Sie werden erlernt, entwickelt und verbessert. Deshalb ist es in stressigen Zeiten umso wichtiger, diese Kenntnisse und Kompetenzen in möglichst vielen Eltern zu stärken - die sie auch an ihre Kinder weitergeben können.
(Der wissenschaftliche Artikel aus dem Jahr 2021, der hier zu finden ist, https://link.springer.com/article/10.1007/s12144-021-01509-w, stützt sich auf frühere Untersuchungen und umfasst zwei neue Online-Umfragen, eine mit 347 Eltern in Belgien und eine weitere mit 377 Eltern in Polen.)